Arche medica bei einer Sektion live in der Charité

13. April 2018 Schlagwörter:

Leichen sezieren? Das klingt erstmal gruselig… Dabei ist das im Medizinstudium notwendiger Standard, um gründlich Anatomie zu lernen. Deswegen haben wir unseren Schülerinnen und Schüler aus den schulmedizinischen Grundkursen ermöglicht, einmal  an einem Anatomiekurs in der Charite teilzunehmen.
Wir bedanken uns bei unserer Schülerin Marie-Luise, die mit viel Einsatz das für alle organisiert hat!
Unsere Schüler begleitet hat unsere Dozentin für schulmedizinische Untersuchungstechniken und mündliche Prüfungsvorbereitung, Frau Dr. med. Hoppe-Graf. Unsere Schülerin und Teilnehmerin Abnora war so nett, über den Besuch einen kleinen Bericht zu schreiben – vielen Dank dafür!
“Der Kurs wurde von Florian, einem Medizinstudenten des 8. Semesters geleitet.
Nachdem sich jeder einen Kittel übergeworfen hat und schnell paar schicke Fotos davon geschossen wurden ging es auch schon an den Ort des Geschehens. Vorab wurde noch erklärt, dass die Leiche mit Respekt behandelt werden soll und kein schlechtes Wort über sie verloren werden dürfe.
Über die Leiche selbst: Es war ein weiblicher Leichnam der über 50 Jahre alt war. Das genaue Alter sowie die Todesursache erfuhren wir nicht. Sie war bereits 6 Monate lang dort, was durch die Konservierung mittels Formalin (35-prozentige wässrige Formaldehydlösung) möglich war.
Mithilfe einiger Schüler wurde die Leiche aus dem ”Schrank” geholt und auf dem Tisch aufgebahrt. Da sie sich noch in allerlei Tüchern eingewickelt befand wurde der ganze Körper, bis auf das Gesicht, zuerst davon freigemacht. Es kam mir ein säuerlicher, leicht ätzender Geruch entgegen. Da ich zu dem Zeitpunkt spürbar aufgeregt war, war ich froh das wir vorerst am (unechten) Skelett lernten, bis der Geruch etwas verflogen ist.
Anschließend ging es dann zum Leichnam über. Ich muss sagen, dass es anders war als ich es mir vorgestellt habe. Da die Leiche bereits seit 6 Monaten konserviert wurde, sah sie dementsprechend ”vertrocknet” und nicht mehr so ”frisch” aus, was es mir jedoch leichter machte, sie anzuschauen, da ich damit nicht gleich einen, einst lebenden, Menschen assoziierte.
Zu allererst haben wir über die Muskeln gesprochen, das diese das waren was einem auf dem ersten Blick ins Auge fiel. Florian (der Medizinstudent) hat uns mithilfe einer Pinzette auch die kleineren Muskeln gezeigt und sie durften ebenfalls angefasst werden. Ich weiß nicht womit ich es vergleichen soll aber es hatte tatsächlich die Konsistenz von einem festen Stück Fleisch.
Anschließend haben wir die bereits präparierten Nerven gezeigt bekommen sowie die größeren Arterien.
Anschließend wurde der Brustkorb geöffnet und die darunterliegenden Organe freigemacht (Herz, Lunge, Leber, Gallenblase, Milz, Magen, Dünn- und Dickdarm). Zuerst sind wir auf das Herz eingegangen und haben es rausgenommen um es genauer zu betrachten. Das war sehr faszinierend weil man mit dem Finger ganz leicht durch die Aorta kam. Es wurden ausserdem die Pathologien des Herzens grob zusammengefasst und besonders die RH und LH-Insuffizienz voneinander differenziert.
Anschließend sind wir so Schritt für Schritt fortgefahren mit der Lunge, Leber etc.
Bei den GIT Organen gab es eine Art Anatomie-Quiz, bei dem die Organe herausgenommen und auf ein Tablett gelegt wurden, damit sie anschließend von uns wieder korrekt reingelegt wurden.
Zum Abschluss wurden uns noch einzelne Gehirnteile (da es kein Ganzes mehr gab) sowie das Rückenmark gezeigt. Das war ebenfalls sehr faszinierend, da es haargenau so aussieht wie man es sich vorstellt. In meiner Vorstellung sah ein Gehirn nämlich immer wie ein riesiger Knoten aus Würmern aus.
Während des Kurses durften jederzeit Fragen gestellt werden, die hinreichend beantwortet wurden.
Mein Fazit: Trotz teilweise großer Aufregung war es ein sehr angenehmer Kurs und ich habe persönlich, wie auch im medizinischen Sinne sehr viel gelernt. Ich würde es jedem empfehlen, an so einem Kurs teilzunehmen und würde es auch wieder tun.”